Eröffnung der Ausstellung "Sand, Wasser, Erde - und der Mensch" im Alten Rathaus Garding, 2013

Hildegard Jäkel, Frauke Petersen, Gisela Schmidt

Einführung  Karen Seggelke

Die Ausstellung „ Sand, Wasser, Erde - und der Mensch“ der Künstlerinnen Hildegard Jäkel, Frauke Petersen, und  Gisela Schmidt beschließt die Saison 2013. Sie führt uns, wie wir schon eben in den Performances „Elementarwesen“ gesehen haben, zu den Ur-Elementen allen Lebens: die Erde in ihren vielfältigen Erscheinungsformen, Ton, auch eine Erde, Stein, Sand, ja nichts anderes als klein geriebene Steine und das Element Wasser, - Energie bewahrend, haltend, freigebend. – Und in allem zuhause, von allem umgeben, mit allem verwoben: Der Mensch, - wir.

Auf wundersame Weise haben sich hier die Arbeiten der drei Künstlerinnen zu einer beeindruckenden Einheit zusammen gefunden, die so nicht unbedingt vorhersehbar war, kennen wir doch zumindest die bisherigen Arbeiten der beiden Künstlerinnen unserer Gruppe KunstKlima. Ja, sicher würden die Werke der einzelnen Künstlerinnen auch für sich alleine oder auch in anderem Kontext bestehen können, aber hier in diesem Raum vollzog sich beim Hängen etwas ganz Besonderes, wie wir es in dieser Form nicht so häufig erleben:

Die Arbeiten gehen eine Verbindung – um nicht zu sagen – Symbiose – ein, die dem Betrachter etwas Neues, Ganzheitliches zeigen: die Energie einer sich brechenden Welle geht über in die weichen Formen von Sandleibern, die flächigen auf Gestik und Umriss reduzierten Steinleiber, energetisch geladen und mit ihrer rechteckigen „Erdung“, nehmen Volumen an und treten als kleine dicke Weiber in eine neue Erscheinungsform ein. Alles ist miteinander in Bewegung, alles fließt – und wir als Betrachter möchten uns – mitgenommen in dieses Fließende – hierhin und dorthin und wieder zurück wenden, um uns schließlich den einzelnen Arbeiten und ihren Urheberinnen ganz zu widmen. Das möchte ich jetzt mit Ihnen gemeinsam tun:

HILDEGARD JÄKEL  ist unser Gast und wir danken Frauke Petersen, die durch ihre ausstellerischen Kontakte Hildegard vom Kunstbalkon Kassel quasi im Künstleraustausch zu uns geführt hat.

Ihr Malkasten ist die Welt, sagt sie. Wenn ihre Erden, also ihre Farben, zu Ende sind, muss sie mit einer anderen Erde/Farbe, also etwas neuem beginnen. In ihrem Studium Ende der 50iger Anfang der 60iger Jahre wurde schon die Basis mit der „Arte Povera“-Bewegung gelegt. Sie sagt: auch das geringste Material verdient die Mühe und den Respekt, als Grundmaterial für Kunst zu dienen.. Hier in diesen Bildern sind es Erden, die sie selbst sammelt oder sich von Freunden von überall aus der Welt mitbringen lässt, es ist Steinmehl, bei Steinmetzen gesammelt, es sind Aschen, z.B. von verbranntem Holz. Als einzige zusätzliche Farbe verwendet sie Ultramarin, mit dem sie Ihre Bilder grundiert, und das sie blau, besonders bei den kleinen Akten, an den Rändern aufblitzen lässt. Hier räkeln sich in engen Rahmen auf dunklem Grund die hellen Körper auf vielfältige Weise, die Bewegung der Körpermasse nur durch Linien angedeutet. Sie legt Schicht auf Schicht übereinander: Grün, Grau, Ocker, Schwarz, Marmorweiß, ein enges Farbspektrum. Ihre so geschaffenen großen weiblichen Akte sind Archetypen, archaisch in ihrer Flächigkeit, die weiblichen Körper werden in eher abgewandter Haltung aber dennoch liebevoll dem Betrachter dargeboten. Die Akte erinnern an gemalte zweidimensionale Skulpturen. Sie ziehen sich in sich selbst zurück und sind erstarrt in Sehnsucht „Stein zu sein“ Denn „Schlaf ist mir lieb, doch über alles preise ich Stein zu sein“

FRAUKE PETERSEN  zeigt hier neben einigen früheren figürlichen ganz neue Arbeiten. Sie blieb ihren bevorzugten Materialien Sand und Foto treu, doch anders als in ihren bekannten Architekturen, wo die angelegten Sandflächen Räumlichkeit reduziert und dadurch verstärkt, setzt sie hier reale Sandflächen seltener als Mittel ein. Angeregt durch den früh festgelegten Titel „ Sand, Wasser, Erde – und der Mensch“ also mit figürlichen Formen im Kopf, begibt sie sich auf die Suche ins eigene Archiv, auch auf eine fotografische Reise an den Strand und entdeckt im vom Wind geformten Sand, - betont durch Licht und Schatten -, weiche Körperformen. Im spielerischen Umgang mit den fließenden Linien, durch Reihungen und Wiederholungen ergeben sich Bilder, die assoziativ im Auge des Betrachters weibliche und männliche Körper entstehen lassen. Es ist nun der Sand selber, Körnchen für Körnchen abgebildet, der die Bilder durch helles Licht und dunklen Schatten entstehen lässt. Andere Serien vereinen wirklichen und abgebildeten Sand und in der Serie der Menschenschatten fließt der Meeresboden durch die Figuren. Es ist der spielerische Umgang mit realer Abbildung und durchkreuzender Irritation, der den Betrachter fesselt und zu eigener Assoziation anregt.

GIESELA SCHMIDT zeigt uns zwei Bereiche ihres künstlerischen Schaffens. Wie in ihren großen runden Bildern, sind es auch hier die in ewigem Kreislauf an den Strand rollenden Wellen. Es ist die tiefe Faszination vom Meer, die sie immer wieder neu zum Malen inspiriert. Mit Pinsel und Ölfarbe stellt sie sich dem Abenteuer, ihre Vision vom Meer auf die Leinwand zu übertragen. Mit feinem Pinselstrich und leinölverdünnter Ölfarbe setzt sie die unendliche Farbigkeit des Wassers, des durchscheinenden Lichts meisterhaft um.
Das gelingt ihr hier mit einer faszinierenden mehrteiligen Arbeit. Der sich immer wiederholende Bewegungsablauf beim Heranrollen einer Welle wird in fünf Einzelbilder zerlegt:

1. kleine Welle im Aufbau     Erwartung
2. Wellenberg                 Spannung
3. höchster Punkt             Chaos Kollaps
4. spielerisches Auslaufen    
5. Ruhe

Wir spüren die große Liebe zum Meer und es ist Energie pur, die wir beim Betrachten empfinden.
Liebe spüre ich auch beim Betrachten der kleinen dicken Tonweiber. Sie sitzen oder liegen in ihrer voluminösen Leiblichkeit so wunderbar selbstverständlich in der Welt, sie können nur liebevoll erschaffen sein. ---

Und mit diesen kleinen Weibern schließt der künstlerische Rundgang durch unsere Ausstellung wieder an die Steinleiber „widerlich harmonisch“ - ein Ausdruck von Hildegard Jäkel – an.

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